6.5.08

Wohnbau: Wechsel an Spitze hat einen schalen Beigeschmack

Dass mitunter bei städtischen und stadtnahen Gesellschaften die fachliche Eignung des Führungspersonals ein bestenfalls zweitrangiges Kriterium zugunsten kommunalpolitischen Engagements zu sein scheint, gehört anscheinend schon zum guten Ton. Was sollte man sich auch darüber echauffieren. Selbstverständlich geschieht alles zum Wohle der Bevölkerung. Offen zu sagen, dass die städtischen und stadtnahen Gesellschaften eine Art kleiner Selbstbedienungsladen sind, so etwas möchte hier ja keiner sagen.

In dieser Art und Weise und zur Wahrung des Proporz wird, wie in der Tagespresse angekündigt, wohl Herr Will, seines Zeichens Mitglied des Stadtrats sowie Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Mainz, neuer Geschäftsführer der Wohnbau Mainz werden. Was Herrn Will fachlich befähigt ein Immobilien-Unternehmen mit einer Bilanzsumme von rund einer Milliarde Euro zu führen, liegt leider im Verborgenen. Ein Fachmann in Sachen Immobilien, die eigenen vier Wände einmal ausgeschlossen, scheint der mutmaßlich zukünftige Geschäftsführer der Wohnbau allerdings nicht zu sein.

Da verwundert es doch kaum einen, wenn städtische und stadtnahe Gesellschaften, wie die Wohnbau, Defizite erwirtschaften, für die die sowieso schon klamme Stadt Mainz aufkommt. In der Kalkulation der SPD macht das aber nichts, denn die Stadtwerke Mainz (SWM) und deren Tochterunternehmen Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG (KMW) bauen ja demnächst ein Kohlekraftwerk auf der Ingelheimer Aue, um den Strom dann deutschlandweit, nein am besten europaweit, zu verkaufen. Mit dem Geld kann man locker die Defizite der anderen Gesellschaften ausgleichen, bis 2010 50 Millionen städtische Schulden abbauen, sonstige Nettigkeiten für den Oberbürgermeister finanzieren und tatsächlich auch noch verdiente Kommunalpolitiker gut dotierten Aufgaben zum Wohle aller versorgen.

Ob man allerdings bei der SVM und der KMW das Führungspersonal nach anderen Kriterien ausgesucht hat, ist fraglich. Ebenso wer im Fall der Fälle die Defizite der SVM und KMW ausgleichen soll. Wer weis, vielleicht findet sich ja noch jemand in diesem Schneeballsystem. Der CO2-Austoß und die Feinstaubbelastung sollen indes nach Ansicht der Mainzer SPD die Bevölkerung belasten.