Die JU Mainz hat sich auf ihrer gestrigen Kreis-Vorstandssitzung gegen den Aufbau unangemessenen Drucks auf die verkaufsunwilligen Eigentümer der Grundstücke am Europakreisel ausgesprochen.
Zum Hintergrund: Die Stadt Mainz und das Land Rheinland-Pfalz haben sich nach langem Streit letztes Jahr dazu bereitgefunden, die Finanzierung für das neue Stadium des Zweitligisten FSV Mainz 05 zu
stellen. Dem Verein bot nach eigenem Bekunden das Bruchwegstadium keine ausreichende Einnahmensituation für eine Zukunft im Profifußball.
Von den möglichen Standorten beschloß der Stadtrat mit großer, parteiübergreifender Mehrheit, den Europakreisel wegen seiner Verkehrsanbindung vorrangig zu forcieren. Am Europakreisel befinden sich die benötigten Grundstücke jedoch in der Hand von Dutzenden von Eigentümern. Von diesen sind wohl ca. 20 Eigentümer verkaufsunwillig. Dagegen werden die verkausbereiten Eigentümer in Stellung
gebracht.
Der Verein hat jüngst für den Fall eines Baus am Europakreisel dem Mainzer Stadtbezirk Gonsenheim, wo die Eigentümer größtenteils wohnen, einen Betrag von zunächst
100.000 und schließlich
250.000 Euro für soziale Projekte angeboten und dann an die Eigentümer appelliert, des sozialen Friedens willens zu verkaufen. Auch der mögliche
Abgang von Manager Heidel oder Trainer Klopp werden in Aussicht gestellt, um Druck aufzubauen. Die verkaufsunwilligen Eigentümer werden
durch anonyme Briefe und Anrufe unter Druck gesetzt - teilweise ist für sie das Leben im Stadtbezirk zum 'Spießrutenlauf' geworden.
Die Stadt versucht Druck zu machen, indem sie erklärt hat, dass nur das Stadion am Europakreisel gebaut würde
und sonst nichts.
Mittlerweile formiert sich jedoch auch die schweigende Mehrheit der Bürger, die in Zeiten hoher Schuldenstände eine Summe von 40 Mio. Euro für ein Profistadion eines wirtschaftlich agierenden profitablen Vereins kritisch sehen. In immer mehr
Leserbriefen rufen diese Bürger dazu auf, die Eigentümer nicht zu behelligen (
s.a. AZ-Kommentar von Monika Paul).
Die JU Mainz sieht das
positive Klima in der Stadt durch die zweifelhaften Methoden mancher Stadionbefürworter
in Gefahr. Kein Eigentümer ist unter den jetzigen Umständen zum Verkauf verpflichtet. Wenn die Stadt den Weg einer Enteignung gehen möchte, dann soll sie die rechtlichen Schritte dazu unternehmen. Es ist jedoch angesichts der Zielsetzung des Bauprojekts höchst fragwürdig, inwieweit dies Aussicht auf Erfolg bietet.
Die
JU Mainz appelliert an alle Beteiligten, auf den Boden anständiger menschlicher Umgangsformen zurückzukehren und
Nötigungen und Anschuldigungen zu unterlassen. Die Verantwortlichen in Stadt und Verein sind aufgerufen,
deeskalierend tätig zu werden.